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Rundwanderweg Halde Trages

Kraftwerk Thierbach und Aschehang

Arbeiter mit Helm laufen über das Werksgelände
Kraftwerksbau, ca. 1970 © Sammlung Franz Waberzeck

Das Kraftwerk Thierbach wurde als typischer Vertreter der 3. Kraftwerksgeneration (1. Generation ab 1915 in Zschornewitz, 2. Generation ab 1928 in Böhlen und Espenhain) zwischen 1969 und 1971 blockweise in Betrieb genommen. Es verfügte über eine elektrische Bruttoleistung von 4 x 210 = 840 MW. Der Wirkungsgrad lag bei ca. 30 %, der Kohlebedarf (Deckung bis 1993 vorwiegend aus dem Tagebau Espenhain, über die Restlaufzeit aus dem Tagebau Zwenkau) belief sich vor 1990 auf ca. 7 Mio. Tonnen pro Jahr. Das Kraftwerk verursachte bis dahin Staub- und Schwefeldioxidemissionen von 158.000 bzw. 15.000 Tonnen pro Jahr. 1990/91 angestellte Ertüchtigungsüberlegungen zur Nachrüstung von Entschwefelungsanlagen wurden aus Wirtschaftlichkeitsgründen verworfen. 1993 wurde zur Sicherung eines zeitlichen Anschlusses an die Inbetriebnahme des Neubaukraftwerkes Lippendorf zwischen dem Freistaat Sachsen und der VEAG als Betreiber eine Restnutzungsdauer von 30.000 Betriebsstunden vereinbart.

Schwarz-weiss Fotografie Zug auf einem Hang
Aschezug bei der Verkippung am „Aschehang“ © Sammlung Thomas Schmidt
Luftbildaufnahme vom Kraftwerk Thierbach
Kraftwerk Thierbach, Luftbild, 1995 © Sammlung Heimatverein Kitzscher e.V.

Die Stilllegung des früher weithin sichtbaren Kraftwerks, das mit seinem 300 Meter-Hochschornstein und den vier jeweils 113 Meter hohen Kühl­türmen jahrzehntelang die Silhouette des Südraumes Leipzig prägte, erfolgte am 30.09.1999. Danach begann der schrittweise Rückbau der Hochbauten und Anlagen. Am 19.10.2002 wurde zunächst der Schornstein mittels Kollapssprengung zum Einsturz gebracht, wobei sich die herabgefallene Spitze unplanmäßig an den Sockel lehnte. Am 24.03.2006 folgten die Kühltürme, deren Umrisse von oben heute noch erkennbar sind. Schließlich wurden am 14.02.2015 das Kesselhaus 1, am 16.02.2015 die Kesselhäuser 2–4 und am 21.10.2016 der 60 Meter hohe Mittelbau zwischen Kesselhäusern und Maschinenhalle, über den die Bekohlung erfolgte, gesprengt. Die Maschinenhalle konnte mit Baggern abgetragen werden. Auf den frei gewordenen Flächen wird der Industrie- und Gewerbepark „Goldener Born“ auf 129 Hektar Fläche schrittweise entwickelt. Hier erfolgten bereits mehrere Ansiedlungen von Industrie- und Gewerbebetrieben; am Standort befindet sich auch das Feuerwehrtechnische Zentrum des Landkreises Leipzig. Angesichts der vorteilhaften Lage nunmehr nahe an der Anschlussstelle Espenhain-Süd der Autobahn A 72 bestehen zudem gute Ausbauperspektiven.

Im Haldenbereich wurde 1947 wurde mit der Ascheverkippung aus den Kraftwerken Espenhain I und II begonnen. Die Aschetransporte erfolgten im Zugbetrieb über die Südwestflanke bis zum „Thierbacher Haldenkopf“. Ab 1955 kam der Versturz von Teerrückständen aus der Karbochemie (30 … 50.000 Kubikmeter pro Jahr) hinzu. Die Rückstände flossen bei sommerlichen Temperaturen am Böschungsfuß aus und lagerten sich als „Teerteiche“ ab. Durch die Verfestigung der Kraftwerksaschen (Sinterung) erfolgte im Laufe der Zeit eine Böschungsstabilisierung, die die Steilwandigkeit des „Aschehangs“ erklärt. Nach 1990 wurde nach umfassenden Voruntersuchungen eine Begrünung der Haldenflanke durch die LMBV mbH begonnen, die sich aufgrund der extremen Standortverhältnisse (Südexposition, Trockenheit) zunächst schwierig gestaltete. Die natürliche Sukzession führte inzwischen zu sichtbaren Effekten.

Vier Türme im Moment der Sprengung
Kühlturmsprengung, 2006 © Andreas Berkner
Rückbau, 2015 © Danny Sotzny

Historisches Bildmaterial Kraftwerk Thierbach

Kraftwerk Thierbach – Schornsteinsprengung (4MB)
© TVF Altwert Flächenrecycling GmbH Lippendorf